- Umsatz der größten Autokonzerne der Welt stieg im ersten Quartal um vier Prozent – deutsche Autokonzerne zwei Prozent im Minus
- Deutsche Konzerne verzeichnen Gewinneinbruch um ein Viertel – Gesamtbranche mit leichtem Gewinnwachstum
- Währungseffekte führen zu starkem Gewinn- und Umsatzplus bei japanischen Herstellern
Die deutschen Autobauer mussten im ersten Quartal dieses Jahres einen kräftigen Dämpfer hinnehmen: Mit einem Umsatzminus von zwei Prozent und einem Gewinneinbruch um ein Viertel entwickelten sich die drei deutschen Autokonzerne insgesamt deutlich schlechter als die Mehrheit ihrer Wettbewerber. Vor allem die japanischen Autobauer trumpfen derzeit auf: Sie konnten ihren Umsatz im Auftaktquartal um 17 Prozent erhöhen, der operative Gewinn stieg sogar um 87 Prozent. Die japanischen Hersteller profitierten dabei vom Wertverfall des Yen, der japanische Produkte im Ausland billiger macht und zu Wechselkursgewinnen bei der Umrechnung von im Ausland erzielten Umsätzen und Gewinnen in die japanische Währung führt.
Beim Absatz stehen die deutschen Autobauer hingegen mit einem Wachstum um ein Prozent nicht deutlich schlechter da als ihre japanischen Wettbewerber (plus zwei Prozent). Die US-Autobauer verzeichneten hingegen einen Absatzrückgang um drei Prozent.
Auch bei der Gewinnmarge mussten die deutschen Autokonzerne ihren Spitzenplatz räumen: Nachdem im Vorjahr noch Mercedes-Benz das Margenranking anführte, war im ersten Quartal dieses Jahres der südkoreanische Autohersteller Kia mit einer Marge von 13,1 Prozent der profitabelste Autokonzern der Welt. Dahinter folgen BMW (11,1 Prozent) und Mercedes-Benz (10,8 Prozent). Stellantis und Renault machen keine Angaben zum Gewinn im ersten Quartal.
Die stärksten Profitabilitätseinbußen verzeichnete Tesla: Die Marge des Elektroautoherstellers sank im Vergleich zum Vorjahr von 11,4 auf 5,5 Prozent, womit sich das Unternehmen aktuell im unteren Mittelfeld platzierte.
Das sind Ergebnisse einer Analyse der Finanzkennzahlen der 16größten Autokonzerne der Welt, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY quartalsweise erstellt.
„Der Gegenwind für die Autobranche nimmt zu,“ sagtConstantin M. Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für die Region Europe West. „Im ersten Quartal war der Neuwagenabsatz der Top-Autokonzerne leicht rückläufig, die Nachfrage reicht bei weitem nicht an das Vor-Pandemie-Niveau heran.“ So wurden im ersten Quartal drei Millionen Pkw weniger verkauft als im ersten Quartal 2019. Und eine durchgreifende Erholung sei derzeit nicht absehbar, so Gall: „Die Konjunktur schwächelt, die geopolitischen Spannungen und kriegerische Auseinandersetzungen sorgen für erhebliche Verunsicherung in vielen Regionen. Und zusätzlich bremst die unklare Entwicklung der E-Mobilität: Sowohl in Europa als auch in den USA entwickeln sich die Verkäufe von Elektroautos enttäuschend. Hinzu kommen die schwierige Situation bei gebrauchten E-Autos und – zumindest in Deutschland – das abrupte Aus für die Umweltprämie.“
Die Hersteller stehen vor schwierigen Entscheidungen, so Gall: „Weiterhin sehr viel Geld in die Entwicklung schwer verkäuflicher Elektroautos investieren? Oder neue Verbrenner-Modelle parallel zu neuen Elektroautos entwickeln, was noch mehr Geld kostet?“
Margen unter Druck
Während die japanischen Autobauer dank des schwachen Yen fast durchweg ihre Gewinne und ihre Profitabilität erhöhen konnten, gelang dies nur den wenigsten nicht-japanischen Unternehmen. Die stärksten Gewinneinbußen verzeichneten Tesla (minus 56 Prozent) und Ford (minus 32 Prozent).
Die Gründe für die Gewinnrückgänge bei den nicht-japanischen Herstellern sind vielfältig: Einige Unternehmen nennen hohe Investitionen in Elektromobilität, Lieferprobleme bei Komponenten, Modellwechsel oder Rabattaktionen. „Es läuft bei vielen Herstellern gerade nicht rund. Zwar stabilisiert sich die Nachfrage in wichtigen Märkten gerade wieder, aber die grundsätzlichen Herausforderungen rund um den stockenden Hochlauf der Elektromobilität werden die Branche mittelfristig erheblich belasten“, sagt Gall. Grundsätzlich erscheine die Frage, welche Technologien sich in der kommenden Dekade durchsetzen werden, heute wieder relativ offen, so dass die Branche parallel in mehrere Antriebsarten investieren müsse, so Gall-
Schwierige Situation in China
Während die Top-Autokonzerne ihren Pkw-Absatz in Europa um drei Prozent erhöhen konnten und in den USA sogar um knapp sechs Prozent, verzeichneten sie in China ein Minus von zwei Prozent. „Der chinesische Absatzmarkt entwickelt sich zumindest für die westlichen Autokonzerne sehr schwierig“, beobachtet Gall. „Einheimische Anbieter gewinnen Marktanteile, vor allem im Elektrosegment. Der Verdrängungswettbewerb ist brutal.“
Die deutschen Autokonzerne verbuchten in China immerhin ein leichtes Plus: Ihr Pkw-Absatz im Reich der Mitte stieg um 2,1 Prozent. Dennoch verliert China damit für sie weiter an Bedeutung: Im ersten Quartal entfielen „nur noch“ 33,2 Prozent des weltweiten Neuwagenabsatzes der deutschen Konzerne auf China – im Vorjahr waren es 34,2 Prozent, im Jahr 2020 sogar 39,4 Prozent.
Dennoch betont Gall: „China ist und bleibt ein eminent wichtiger Markt für die deutschen Konzerne, entsprechend groß ist die Nervosität angesichts der anhaltend schwachen Absatzentwicklung dort.“ Dass sich aktuell neue Handelskriege mit dem Schwerpunkt Automobilindustrie zwischen China, den USA und Europa anbahnen, sei für die deutsche Autoindustrie eine sehr schlechte Nachricht, so Gall: „Die deutschen Autobauer können in einem solchen Szenario nur verlieren.“