Chinas Neustart der Panda-Diplomatie: Zoos in den USA dürfen auf neue Bären hoffen – und auch München? (2024)

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Von: Christiane Kühl

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Pandas sind die erfolgreichsten Markenbotschafter Chinas. Nach einer Pause will Peking nun wieder Tiere verleihen – sogar in die USA. Dabei geht es auch darum, die Bestände der bedrohten Bären zu vergrößern.

Markus Söder kam aus dem Schwärmen kaum heraus: „Sehr, sehr süße Tiere“, rief Bayerns Ministerpräsident bei seinem Besuch der Panda-Aufzuchtstation im südwestchinesischen Chengdu kurz vor Ostern. „Einfach süß und knuddelig.“ Mehrere der schwarzweißen Bären durfte Söder von weitem beobachten, darunter die Zwillinge Pit und Paule, einst Stars des Berliner Zoos. Im Dezember waren die Vierjährigen nach China zurückgekehrt, so sahen es die Verträge vor. Die Eltern von Pit und Paule, die zehn Jahre alte Meng Meng und der 13-jährige Jiao Qing sind nun die einzigen Großen Pandas in Deutschland; seit 2017 leben sie im Berliner Zoo und bleiben laut Vertrag noch knapp neun Jahre. „Ein Panda würde ja auch gut zu Bayern passen, so friedfertig“, sagte Söder in Chengdu. Wer weiß, vielleicht sorgt sein von manchem kritisierter Besuch in der Pandabasis dafür, dass auch der Münchner Zoo einmal Pandas bekommt.

Denn China nimmt seine zuletzt für ein paar Jahre ruhende Panda-Diplomatie wieder auf. So schloss die Wildtierbehörde der Volksrepublik im Februar mit dem San Diego Zoo in Kalifornien und dem Madrider Zoo in Spanien eine „Vereinbarung über eine neue Runde der internationalen Zusammenarbeit zum Schutz der Pandas.“ Die Zoos in der Welt legen Wert darauf, dass sie nicht nur niedliche Bären ausstellen, sondern sich an der Erhaltungszucht für die vom Aussterben bedrohten Tiere beteiligen. Auch mit dem Smithsonian National Zoo in Washington und dem Wiener Schönbrunn-Zoo verhandelt die chinesische Behörde über neue Pandas.

Panda-Leihgaben für Europa – aber nicht für die USA

Pandas sind in vielen Ländern eine Attraktion und damit die erfolgreichste Soft Power der Volksrepublik. Die Panda-Diplomatie begann vor mehr als 50 Jahren, als China dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon zwei Bären schenkte. Seit 1982 überlässt Peking die Pandas internationalen Zoos nur noch als Leihgabe. So wie es auch andere Länder mit endemischen, schutzbedürftigen Tieren tun – etwa Australien mit Koalas und Wombats. StaatschefXi Jinpinghatte in den frühen Jahren seiner Amtszeit neue Panda-Leihgaben in ganz Europa genehmigt, etwa in die Niederlande, nach Dänemark und Finnland.

Doch die USA haben seit 20 Jahren keine neuen Bären erhalten. Stattdessen kehrten fast alle zurück, zuletzt 2023 drei aus Washington. Nur im Zoo von Atlanta leben noch vier Pandas, die 2024 nach China fliegen werden. Kein gutes Zeichen, denn in den USA gelten die Pandaverträge als inoffizielles Barometer der Beziehungen. Und so hat es durchaus Bedeutung, dass Xi nach dem Gipfeltreffen mit US-PräsidentJoe Bidenim vergangenen November sagte, erkönne sich vorstellen, neue Pandas nach Amerika zu schicken, als „Freundschaftsbotschafter.“

Chinas Neustart der Panda-Diplomatie: Zoos in den USA dürfen auf neue Bären hoffen – und auch München? (1)

Zoo-Pandas sind Teil der Erhaltungszucht

Doch es geht eben nicht nur um Image und Freundschaft. Die Aufzucht in den globalen Zoos gehört ebenso wie die Arbeit an der Pandabasis von Chengdu zu den Rettungsmaßnahmen für den Großen Panda. Denn seit den 1980-er Jahren war klar, wie gefährdet die Tierart ist: Nur gut 1.100 Bären zählte damals Chinas erster Panda-Zensus. Heute sind es nach chinesischen Daten wieder rund 1.900.

Die chinesische Panda-Erhaltungszucht ähnele zentral gemanagten Programmen in Europa wie jenes für den Wisent, erklärt Florian Sicks, Panda-Kurator am Berliner Zoo. „Das globale Programm für den Großen Panda wird in China koordiniert, so dass von dort aus zum Beispiel die Zuchtempfehlungen rausgehen“, so Sicks zu IPPEN.MEDIA. So wissen Chinas Zoologen genau, welche Tiere wie eng miteinander verwandt sind. Das sei entscheidend, sagt Sicks, „denn Panda-Paare dürfen nicht eng verwandt sein, um eine genetische Vielfalt des Bestandes zu gewährleisten.“ Entsprechend werden die Leihgaben organisiert.

Ist Berliner Pandadame wieder schwanger?

China profitiert also auch direkt von der Panda-Diplomatie – vor allem, wenn die Bären im Ausland Nachwuchs bekommen. Die Tiere paaren sich in der Wildnis nur selten. Sie sind sehr sexfaul, die Weibchen jedes Jahr nur wenige Tage fruchtbar. „Es gilt also, die Tiere genau zu beobachten, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen“, erklärt Sicks. Kurz vor Ostern war es im Berliner Zoo bei der Pandadame Meng Meng so weit. Doch weil sie keinerlei Lust zeigte, sich mit ihrem Gatten zu paaren, entschlossen sich die Veterinäre in der Nacht zum Dienstag vor Ostern für eine künstliche Besamung. Beide Tiere haben die Prozedur gut überstanden.

Nun beginnt das Warten. „Die Gewissheit über Nachwuchs beim Großen Panda erhält man erst kurz vor der Geburt“, sagte Zoodirektor Andreas Knieriem. Denn die bis zu 100 Kilogramm schweren Pandaweibchen bringen ihre Babys als winzige, fast nackte rosige Wesen zur Welt. Pit und Paule waren bei der Geburt 186 und 136 Gramm leicht.Einen sichtbaren Schwangerschaftsbauch gibt es also nicht.

Längerfristig wollen die Forschenden immer mehr Jungtiere in die Bergwälder der Provinz Sichuan auswildern, wo es neben Chengdu drei weitere Zuchtstationen sowie große Schutzgebiete gibt. Das ist ein mühevoller Prozess, der bis zu sieben Jahre dauern kann. Nur Jungtiere kommen dafür infrage, die von Beginn an wieder die Scheu vorm Menschen lernen müssen. Wenn die Jungtiere etwa 20 Tage alt sind, ziehen die Pfleger daher einen sogenannten „Panda-Mann“-Anzug an. All das geht nur in China selbst. Auch deshalb müssen Jungtiere stets nach Hause zurückkehren. Und so werden vielleicht die Kinder von Pit und Paule dereinst in der Wildnis leben.

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